Erinnerungskultur gestalten – Demokratie stärken

Wie sieht eine gute Erinnerungskultur an Schulen heute aus? Zeitzeugen, die Konzentrationslager überlebt haben, gibt es kaum noch. Welche anderen Wege können Schüler*innen einen Zugang ermöglichen? Auf der Suche nach guten Konzepten entdeckte die Europaschule den „Zweitzeugen e.V.“. Die Mitglieder des Zweitzeugen e.V. haben es sich zur Aufgabe gemacht, Zeitzeug*innen des Holocausts zu interviewen, ihre Geschichten zu dokumentieren und sie dann in Schulklassen und Ausstellungen weiterzuerzählen. Somit sahen die Multiplikator*innen auch bei ihrem Besuch an der Europaschule ihren zentralen Auftrag darin, als »Zweitzeug*innen«, die Europaschüler/innen stark gegen jegliche Art von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu machen.

Während des Projekttages schafften die Heimatsucher daher für die Schüler*innen einen modernen und emotionalen Zugang zum Thema der Schoah.

Hierfür wurde die Geschichte einer Überlebenden von der Kindheit bis ins Heute erzählt und die Schüler*innen gingen z.B. sprichwörtlich den Lebensweg dieser Zeitzeugin nach. Sie hatten die Möglichkeit, auf ausgeschnittenen Fußabdrücken Gefühle, Gedanken und Fragen zu den wichtigsten Lebensstationen der Zeitzeugin aufzuschreiben und darüber so in einen ersten Austausch zu gelangen.

Weitere Biografien wurden erarbeitet, sodass man sich zuletzt auch über die Bedeutung des Gelernten für die heutige Zeit Gedanken machen konnte. Dabei wurden die Schüler*innen in den Workshops zunächst zu Expert*innen und schließlich selbst zu Zweitzeug*innen, sodass sie abschließend selbst Briefe an die Zeitzeug*innen schrieben.

An diesem Projekttag konnte man wieder deutlich sehen, wie sinnvoll es ist, wenn unsere Schüler*innen auch emotional berührt werden, um sich sodann aktiv auf dieses schwierige Thema einlassen zu können. So war es ihnen möglich, ansatzweise nachzuvollziehen, dass die Geschichte der Zeitzeug*innen auch mittelbar mit ihrer Gegenwart zu tun haben kann.

Die Entwicklung des didaktischen Konzepts orientiert sich dabei an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Holocaust-Education. Doch sind es nicht zuletzt der Dialog mit den Schüler*innen sowie ihre Briefe an die Überlebenden, die immer wieder zeigen, wie unmittelbar die Geschichten der Heimatsucher bewegen.

Wir freuen uns sehr darüber, dass die Zweitzeug*innen-Workshops bereits zum zweiten Mal durch Mittel der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, gefördert wurde. Vielen Dank!